Zheng Xiaoqiong: Erzählung von den Konsumgütern – auf der SWR Bestenliste im September
- ursengeler
- 29. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Die SWR Bestenliste empfiehlt seit 50 Jahren verlässlich monatlich zehn lesenswerte Bücher, unabhängig von Bestsellerlisten. Nicht die Bücher, die am häufigsten verkauft werden, bestimmen die Liste, sondern eine Jury, bestehend aus 30 namhaften LiteraturkritikerInnen, wählt die Bücher aus, denen sie möglichst viele LeserInnen wünscht:
Zu Zheng Xiaoqiongs Gedichten schreibt die Jury:
Haben wir überhaupt eine Vorstellung davon, welche Produkte, die wir täglich in den Händen halten, unter unwürdigen Bedingungen in China hergestellt wurden? Rund 300 Millionen Wanderarbeiter und Wanderarbeiterinnen gibt es in China. Eine von ihnen ist die 1980 geborene Zheng Xiaoqiong, die im Alter von 21 Jahren in die Provinz Guangdong zog und sich in diversen Fabriken als Arbeiterin verdingte. Bereits im Jahr 2016 hat sie begonnen, Gedichte zu schreiben; nun ist im feinen Schweizer Verlag von Urs Engeler erstmals ein Gedichtband von Zheng Xiaoqiong in deutscher Übersetzung erschienen – eine Gemeinschaftsarbeit von Sara Landa, Maja Linnemann und Eva Schestag, Lea Schneider und Christian Filips.
Es sind keine Gedichte, die ein Lied auf den Sozialismus und seine heroischen Produktionskräfte singen. Ausbeutung, der rücksichtslose Umgang mit der Umwelt und globale Kontexte sind in Zheng Xiaoqiong Gedichten stets präsent: „Einsam leben sie im Lärmen der Fließbänder, Frauen und Männer / treiben fremd aneinander vorbei, verschlucken sich unablässig, Schrauben / Plastikstücke / Eisennägel, Kleber verfangen sich in Händen, hustende / Lungen, die Körper / gezeichnet von Berufskrankheiten, alles treibt / im Strom der Zeitarbeit.“
Mensch und Maschine sind untrennbar miteinander verbunden. Und doch ist dieser Band auch ein Ausdruck von tiefer Entfremdung; von einem Bruch mit alten Traditionen, die die Arbeit über Jahrtausende hinweg geprägt haben. „Erzählung von Konsumgütern“ ist eine zweisprachige Ausgabe. Wohl dem, der das Original lesen kann.

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