Florian Bissig bespricht Martin Zingg
- ursengeler
- 2. Juli
- 1 Min. Lesezeit
Dichtung, aber auch Kritik betreibt Martin Zingg in seinen Gedichten. Die «Kritik der Erinnerungsstruktur» etwa, zum Verlust der Gedächtniskraft und des gelebten Lebens. Manches erwächst aus Dialogen mit Lyrikern wie Keats oder Benn. Des Dichters klassische Sorgen kreisen um die Verheerungen von Gebrechlichkeit und Sterblichkeit. Seine Antworten sind nachdenklich, doch voller spielerischer intellektueller Agilität. Mit dem Motiv des selbstversichernden Rückblicks, etwa in der Suche «nach einem Satz, / der zurückhilft quer durch die Zeit», oder jenem des Carpe Diem skizziert Zingg eine poetisch wie existenziell ansprechende Haltung. «Ob es dafür Nachsicht geben wird, / dass nichts mehr kommt danach», wie es im Schlussgedicht heisst, bleibt: «Offen».
Florian Bissig in der NZZ am Sonntag, 29. Juni 2025

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