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Flaneur, Bartleby, Oblomow

  • ursengeler
  • 27. Apr.
  • 1 Min. Lesezeit

Christine Vescoli bespricht Gerd Sulzenbachers "Abriss. Prosa":


"Ein bisschen Flaneur, ein bisschen Bartleby („I would prefer not to“), ein bisschen tragikomischer Oblomow – das Ich aus Sulzenbachers „Abriss“ ist ein Nachfahre der Figuren der Verweigerung und Verneinung, der Figuren, die sich gegen die Welt und die Zeitgeschichte stellen und sich lieber dem Tagträumen und Dahintreiben hingeben, als dass sie sich den Zumutungen von Selbstoptimierung und Perfektionierung ausliefern. […] Klar, dass hier ein anarchischer Witz am Werk ist und dass der Erzählfigur ein unzähmbarer, ein unverbesserlicher Schalk im Nacken sitzt. Klar, dass hier der Ironie das Wort gehört und dass in der Paradoxie und im Absurden die anarchische Lust des Erzählens steckt. Fortwährend vernichtet sie Thematisches und lässt es nonchalant fallen, um im Humor eine Wirklichkeit zu durchlöchern, die zunehmend nach Gewinn und Geld codiert ist.

Und doch ist in diesem irrwitzigen Treiben da und dort eine Trauer zu spüren. Es ist nämlich nicht nur das Ich auf Abriss aus. So, wie es durch die Stadt zieht und, tatenlos in seinen Abenteuern, doch nicht vom Fleck kommt, beobachtet es auch den Abriss alter Ecken und das Auslöschen von nicht genehmen Orten. Nach und nach werden sie zum Verschwinden gebracht, um eine Stadt nach dem sauberen Entwurf gentrifizierter Ordnung neu zu schreiben. An ihrem Rand steht der Souverän des Witzes, unterlegen dem Moloch des Gelds."




 
 
 

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