Ein österreichisches Festival feiert Dante
- ursengeler
- 27. Juni
- 1 Min. Lesezeit
Katrin Hillgruber in der FAZ vom 26. Juni:
"Drei Teile umfasst die „Divina Commedia“, Dante Alighieris zwi- schen 1307 und 1320 entstandenes Hauptwerk: Inferno, Purgatorio und Paradiso. Drei schwindelerregende Etagen tief in die sandige Erde hinab führt der Keller im ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Großeltern von Theresia Prammer im niederösterreichischen Retz. Unter dem malerischen Hauptplatz des Ortes liegt der größte historische Weinkeller des Landes. Durch das zwanzig Meter tiefe Gewölbe, das sich auf geschätzte zwanzig Kilometer ausdehnt, werden Führungen angeboten. Dieses Ausgreifen in Richtung Inferno hätte dem Meister aus Florenz sicherlich imponiert, und so hat Theresia Prammer mit Retz einen guten Ort gewählt, um hier 2020 das „Dante-Zentrum für Poesie und Poetik“ zu gründen. Denn die wahre Passion der Übersetzerin von Autoren wie Pier Paolo Pasolini oder Giovanni Pascoli („Nester“, Wallstein Verlag 2024) gilt Dante Alighieri: „Das ganze Wunder und die Prachtentfaltung der ‚Commedia‘ hat sich für mich erst durch die Gegenwartspoesie erschlossen“, sagt Theresia Prammer: „Es hat mich überrascht und bezaubert, wie viele Formexperimente und Wortspiele da enthalten waren. Wie Dante Poesie denkt, wie er mit verschiedenen Sprachschichten arbeitet.“
Nach einer ersten Veranstaltung 2019 in der Steiermark und einem Berliner Lesefest „Lectura Dantis“ zum 700. Todestag 2021 organisierte Theresia Prammer nun zum dritten Mal in Retz zusammen mit Sandro Huber eine Mischung aus Werkstatt und Tafelrunde im Zeichen Dantes. Ein Ergebnis dieser Treffen philologischer Enthusiasten ist der umfangreiche Band „Lectura Dantis. Zeitgenössische Dichtung im Dialog mit Dante Alighieris Commedia“, den Prammer gerade im Verlag Urs Engeler heraus- gegeben hat. Viele der Retzer Teilnehmer sind darin mit Neuübersetzungen einzelner Canti vertreten."

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