Christine Frank bespricht "Lectura Dantis"
- ursengeler
- 1. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Christine Frank (Komparatistin mit transeuropäischem Fokus und speziellem Interesse für literarische Übersetzungen und translationale Literatur) ist in ihrer ausführlichen Besprechung sehr angetan von dem Band, der sich "selbstbewusst in eine sehr weit zurückreichende, enorm aufwendige Tradition der Lektüre, Auslegung und Vermittlung von Dantes Hauptwerk" einreihe:
"Seit 2019 führt Prammer immer wieder in verschiedensten Konstellationen Deutsch schreibende Autorinnen und Autoren in einem gemeinsamen Gespräch zusammen, um mit ihnen Dantes Commedia zu lesen, zu kommentieren und schließlich zu übersetzen. Was mit Blick auf das Dantejahr 2021 begonnen worden war, unter Corona-Bedingungen fortgeführt wurde und auf mehreren Symposien, Festivals und Zusammenkünften vorangetrieben wurde, ist noch lange nicht zum Abschluss gelangt. Der jetzt vorgelegte, 450 Seiten umfassende 'Werkstattband Lectura Dantis versteht sich als Ausschnitt aus einem langfristigen Vorhaben, das deutlich mehr Material umfasst, als mit diesem Buch abgedeckt werden könnte. Den Fluchtpunkt bildet eine kollektive Gesamtübersetzung der Commedia.' Dieser knappe Hinweis in einer quasi redaktionellen Notiz am Ende des Buches, mit der die Entstehung des Projekts und seine verschiedenen Stationen knapp umrissen werden, ist vom selben Understatement getragen, das den Band als Ganzen auszeichnet. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Mammutwerk, dessen Vollendung in Form einer kollektiven Gesamtübersetzung man sich nur als Stampede vorstellen kann.
Zur Vorwarnung hätte der dem 'Dichter der Superlative' (Prammer) gewidmete Band ruhig etwas mehr Lautstärke in seinem Auftritt verdient. Was Prammer hier an Namen versammelt hat, ist ein aufregend unkonventioneller Querschnitt durch die im deutschen Sprachraum gegenwärtig besonders vielseitig sich artikulierende AutorInnen- und ÜbersetzerInnenszene.
[…]
Was der 'Werkstattband' bietet, ist nichts weniger als eine umfassende Einführung in die Commedia in medias res, qua Lektüre, ein Kaleidoskop der Lesarten und Zugangsweisen: traditionell, experimentell, philologisch, reflexiv, transgressiv, aber kaum je naiv; ein Wander- oder Reiseführer mit noch auszufüllenden weißen Flecken, den man von Anfang bis Ende oder auch in beliebiger Reihenfolge lesen kann; ein Vademecum aber auch der Lesenden und Übersetzenden, die sich hier und heute von Dante einfangen ließen und ein Stück mit ihm gegangen sind – auf ihre Weise, in ihrer Gangart, mit ihren Worten."




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